Zum 75. mal wiederholt sich heute der Jahrestag des am 27.04.1945 von den Alliierten befreite Konzentrationslagers Kaufering Landsberg, das Größte der Dachauer Aussenlager.
Die Tage vor der Befreiung waren unruhig. Obersturmbannführer Otto Förschner erhielt als Lagerkommandant, dessen Sitz nahe der Iglinger Straße lag, den Befehl tausende Insassen auf quälende Todesmärsche zu schicken. Zwischen dem 24. und 27. April sollten die Lager vor den heranrückenden Amerikanern evakuiert werden, denn man wollte unbedingt vermeiden, dass Häftlinge in die Hände der feindlichen Truppen gerieten. Auch durch die Landsberger Altstadt wurden die Menschen getrieben. Gerade noch so auf den Beinen haltend, bis auf die Knochen abgemagert. Frierend in der dünnen Häftlingskleidung und offene Wunden an den blanken Füßen. Als „Dachauer Todesmarsch“ ist diese letzte Tortur bekannt, ein Gedenkstein an der neuen Bergstraße erinnert heute daran, damit sich auch weiterhin daran erinnert wird.
Schreckliche Wochen, Monate, Jahre liegen hinter den Menschen. Wie Uri Chanoch, geboren in Litauen, der als 16-jähriger mit seinem Bruder im Juli 1944 in Kaufering ankam. Erschrocken war er, über die Erdbaracken in denen sie hausen mussten. Wie die anderen Häftlinge musste er sich ebenfalls fast zu Tode arbeiten. Seit 1944 ließen die Nationalsozialisten hier nämlich von den Insassen drei Bunker bauen, um dort, sicher vor Luftangriffen, u.a. den Strahljäger Messerschmitt Me 262 zu produzieren. Fertig wurde nur ein Bunker nahezu, der heute noch steht und der Bundeswehr gehört, welche dort u.a. eine Gedenkstätte eingerichtet hat.
Im Lagerkomplex, bestehend aus elf Lagern, blieben die Kranken und einige Insassen zurück, die sich verstecken konnten. Sie waren es, die die amerikanischen Alliierten vorfanden. Alle deutschen Wachmänner, Aufseher, Befehlshaber hatten sich nachts, als die Truppen näher rückten, aus dem Staub gemacht.
Für die amerikanischen Soldaten bot sich ein grauenhaftes Bild. Die Kriegsverbrecheruntersuchungskommission 6823 der 7. US Armee wird später in ihrem Abschlussbericht schreiben: „Wenn man von den Lebensbedingungen ausgeht, waren die 11 Lager in der Umgebung von Kaufering und Landsberg in Bezug auf die Unmenschlichkeiten, des Hungers und der Krankheiten die Schlimmsten.“
Insgesamt durchliefen bis Ende April 1945 nach heutigen Erkenntnissen über 23.000 Gefangene die Lager, unter ihnen ca. 4200 Frauen und 850 Jugendliche bzw. junge Erwachsene. In nur zehn Monaten kamen nach Schätzungen aus früher Nachkriegszeit mindestens 14.500 Häftlinge durch Hunger, Seuchen, Hinrichtungen und Überstellung nach Auschwitz-Birkenau sowie auf einem Todesmarsch ums Leben. 6500 heute namentlich bekannte Häftlinge wurden in Massengräbern um Kaufering und Landsberg vergraben.
Die Stadt Landsberg hat für die Zeit des Nationalsozialismus eine besondere Rolle inne, denn Adolf Hitler schrieb hier im Jahre 1924 während seiner Festungshaft sein Buch „Mein Kampf“. Die Stadt wurde mit der „Hitlerzelle“ von 1937 bis 1945 neben München und Nürnberg zur drittwichtigsten Stadt gemacht. Zudem wurde ihr der Titel „Stadt der Jugend“ verliehen, als Treffpunkt der Hitlerjugend.
Die letzten Überreste des Außenlagerkomplexes verwaltet und pflegt heute die „Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V.“ welche uns das Bildmaterial zur Verfügung gestellt hat. Vielen Dank an dieser Stelle dafür. Auf der Website der Stiftung sind viele weitere Berichte und Bilder zu finden http://www.landsberger-zeitgeschichte.de