Mit ein wenig Anspannung erwarteten wir den Montag. Die Allgemeinverfügung für die Innenstadt von 17 bis 20 Uhr blieb in Kraft; für Landsbergbleibtbunt bedeutete das: keine Demo. Und die Querdenker:innen waren sich nicht so recht einig wer wann wo laufen würde. Zwei Startpunkte wurden jedoch (auf Telegram) verbreitet, die Waitzinger Wiese in Landsberg und der Bahnhof in Kaufering.
Schon am späten Nachmittag war die Polizei mit ca. 13 Einsatzfahrzeugen am Hauptplatz präsent.
Ein Reporter des Landsberger Tagblatts wurde von mehreren Demonstrierenden bedrängt und tätlich angegriffen. Nach Aussage einer Querdenkerin war der Auslöser, dass der Reporter sich weigerte, Bilder zu löschen, auf denen Kinder zu sehen waren. Es handelte sich um eine Demonstration im öffentlichen Raum – selbstverständlich sind hier Reporter anwesend. Wer verhindern möchte, dass die eigenen Kinder auf Demobildern auftauchen, sollte diese nicht auf eine Demonstration mitnehmen. Statt aber Verantwortung für die eigenen Kinder zu übernehmen, wird auch hier die Opferrolle eingenommen und damit eine körperliche Attacke gegenüber der Presse gerechtfertigt. Der angegriffene Reporter berichtet von Verletzungen am Kopf.
Eine Zeugin berichtete, wie eine Unbeteiligte, die eine Maske trug, als „Maskenschlampe“ und „Coronahure“ beschimpft wurde.
Sowohl Sandauer Brücke als auch Karolinenbrücke wurden mit Polizeifahrzeugen versperrt und auch der Rest der Innenstadt abgeriegelt, um Querdenker:innen – und damit logischerweise auch alle anderen – daran zu hindern, in die Innenstadt zu gelangen. Personen- oder Ausweiskontrollen fanden unseren Beobachtungen nach zu keinem Zeitpunkt statt.
Der Feierabendverkehr staute sich entsprechend auf den Brücken, viele Fahrer:innen mussten umdrehen. Auch jene, die aus der Tiefgarage am Schlossberg fahren wollten, kamen einige Zeit nicht voran.
Einige hundert Spazierschwurbler liefen, viele von der Waitzinger Wiese kommend, auf dem Bürgersteig an der Augsburger Straße entlang, begleitet von der Polizei, die in Schrittgeschwindigkeit nebenher fuhr und über Lautsprecher darum bat, sich an die Verkehrsregeln zu halten. Auch wurde durchgesagt, dass es sich um keine angemeldete Versammlung handle und sich, falls vorhanden, ein Versammlungsleiter melden solle. Wir gehen davon aus dass sich keiner freiwillig gemeldet hat…
Derweil hatten sich weitere ca. 150 Menschen in Kaufering versammelt, um vom Bahnhof durch das Dorf und wieder zurück zu demonstrieren, während die Polizei auch hier einen möglichen Versammlungsleiter bat, sich doch zu melden. Rolf „es ist mir egal ob ihr Kinderpornos schaut“ Kron war ebenfalls in Kaufering zugegen und filmte seine Schäfchen, während er darüber schwadronierte, wie „unser Adolf“ in Landsberg „sein Kampf“ geschrieben habe und „deshalb auch hier viele Lager von Judenfriedhöfen und KZ-Gedenkstellen“ seien. Deshalb sei es „etwas Historisches, dass Landsberg und Kaufering aktiv werden und aufstehen“ – in unseren Augen eine maximal geschmacklose Holocaustverharmlosung. Er freute sich außerdem, dass zu wenig Polizei anwesend sei um einen Kessel zu bilden.
Auf uns wirkte die Polizei an diesem Montag, trotz Unterstützung von Bereitschaftspolizei und anderen Dienststellen, etwas überfordert. Auch an diesem Tag scheint es keine konkreten Anweisungen gegeben zu haben, wie mit der unangemeldeten Demonstration – das war sie nach wie vor, selbstverständlich auch außerhalb der gesperrten Zone – umzugehen sei. Es wäre wünschenswert, wenn die Verantwortlichen Verantwortung übernähmen und sich für die kommenden Montage (oder welche Tage auch immer es betreffen wird) überlegen, ob man sich weiter von Pseudo-Spaziergänger:innen an der Nase herum führen lassen, teure Polizeieinsätze und vermeidbares Verkehrschaos in Kauf nehmen möchte – oder ob es nicht doch eine gute Idee sein könnte, wiederholt unangemeldete Versammlungen ohne Versammlungsleiter:in und mit unzureichendem Infektionsschutz einfach mal aufzulösen.